Czernin

Franz Mahr
Reinhard Grabher

2865 Tage

Der Fall Peter Heidegger

Damals hatte ich noch die Hoffnung, dass bei der Hauptverhandlung endlich die Wahrheit ans Licht kommt und ich wieder nach Hause kann. Nach der Verurteilung wegen Raubmordes, den ich nicht begangen habe, brach alles zusammen, ich konnte nicht glauben, was da mit mir geschehen war.

Im Juni 1994 wird der Fliesenleger und Präsenzdiener Peter Heidegger wegen Raubmordes in Salzburg verurteilt. Er wird für schuldig befunden, die Taxifahrerin Claudia Deubler beraubt und erschossen zu haben. Peter Heidegger kämpft jahrelang um die Wiederaufnahme des Verfahrens. Seine Verteidiger stoßen dabei auf unzählige Versäumnisse und Fehler in der Arbeit der Kriminalbeamten. Es kommt zu einem zweiten Verfahren: Peter Heidegger wird wieder angeklagt, seine Unschuld klar bewiesen, die Ermittlungspannen werden aufgedeckt. Nach acht Jahren Gefängnis, nach 2865 Tagen Haft, wird er freigesprochen. Der Fall Peter Heidegger ist einer der größten Justizirrtümer Österreichs – wenn nicht der größte überhaupt. Das Buch schildert, sowohl aus der Sicht von Peter Heidegger als auch auf Basis der umfangreichen Protokolle und Akten, das Zustandekommen des Fehlurteils, die Wiederaufnahme des Verfahrens und den Beweis der Unschuld des Fliesenlegers.

 

Leseprobe:

„Wir haben einen Zeugen!“ „Ausflüchte helfen dir nicht!“
Es ist kurz nach 19:30 Uhr an einem warmen Donnerstag, dem 8. Juli 1993. Die vergangenen zwei Stunden sind für den 19-jährigen Präsenzdiener und Fliesenleger Peter Heidegger aus Gmunden wie in einem Albtraum verlaufen, ein Albtraum, aus dem er jede Minute aufzuwachen hofft, ein Albtraum, der ihn von nun an sein ganzes Leben lang verfolgen wird.
Vor zwei Stunden wurde der junge Mann mitten in Gmunden von zwei Männern aus dem Auto seiner Freundin Manuela Schilch­egger herausgezerrt, mit Handschellen gefesselt, in ein Auto verfrachtet und zum Gendarmerieposten Gmunden gebracht. Die beiden Männer sind die Kriminalbeamten Josef Enigl und Helmuth­ Matt, zwei der Kriminalisten, die seit Tagen mit ihren Kollegen von der Salzburger Gendarmerie versuchen, den Mord an der Salzburger Taxifahrerin Claudia Deubler aufzuklären.