Czernin

Wolfgang Kos
Christian Rapp

Alt-Wien

Die Stadt, die niemals war

„Alt-Wien“ ist bereits seit dem Vormärz, vor allem aber seit der Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts eine konstante Diskussionsfigur von Wien-Debatten. Vor allem anlässlich von Demolierungen und Stadtbild-Veränderungen entzündeten sich stets polemische Auseinandersetzungen. Warum wurden retrospektive Wien-Bilder dominant und blieben es?

Verantwortlich für ihre Verbreitung: Literatur, Kunst, Musiktheater und Populärkultur. Ein zentrales Thema ist der SchubertKult à la „Dreimäderlhaus“. Im Kontrast dazu stehen Gegenentwürfe, die mit einem an der Vergangenheit orientierten „Museum Wien“ radikal brechen. Jede imaginierte Vergangenheit kann immer nur eine Konstruktion sein, die sich aus der jeweils gegenwärtigen Gefühls- und Interessenslage speist. Für ein kulturgeschichtliches Stadtmuseum mit breitem Sammlungsspektrum bietet „Alt-Wien“ die Chance, mit einer durchgängigen Fragestellung unterschiedliche Themenbereiche anzuschneiden. Es geht um die ästhetische Entdeckung der Stadt, die Gründungs- und Sammlungsgeschichte des Museums, um Retro-Trends in der Bildenden Kunst, um Städtebau und Denkmalschutz, um Mode und Tourismuswerbung, um „Wiener Typen“ und den Schubert-Kult und nicht zuletzt um die Wieder- entdeckung von „Wien um 1900“, das „Alt-Wien“ der Gegenwart.