Czernin

Peter Payer

Blick auf Wien

Kulturhistorische Streifzüge

Von den Säulen des Herrn Litfaß, über die Musik von Anton Karas und ein Tier namens Auguste bis hin zum Geruch der Großstadt und dem Leben unter der Stadt. Peter Payer beschreibt ein großteils unbekanntes Wien und spürt seinen Nuancen und Zwischentönen nach.

Wie hat sich der Alltag des „Großstadtmenschen“ in den letzten beiden Jahrhunderten verändert? Diese Frage steht im Zentrum des Buches, das eine Auswahl von rund dreißig Essays des Wiener Historikers und Stadtforschers Peter Payer versammelt. Die kulturhistorischen Stadterkundungen geben neue Einblicke in die Geschichte Wiens und seiner Bewohner. Und das aus unterschiedlichsten Perspektiven: von der Höhe herab, in den Untergrund hinein, in die Vorstadt hinaus. Gerade letzterer wird besondere Beachtung geschenkt, manifestierten sich doch hier die sozialen, kulturellen und ökonomischen Transformationen der Moderne besonders deutlich. „Payer erschließt Details, Randständigkeiten, die sich alsbald zur großen Geschichte der Stadt, zum Panoramabild fügen können, weitläufig und bodenständig zugleich.“ (Falter/Stadtzeitung Wien)

 

Leseprobe:

„[…] Schon seit einigen Jahren präsentierten sich hier, wie in anderen europäischen Städten auch, bekannte „Hungervirtuosen“. Der berühmte Riccardo Sacco etwa, der gerade vor einem Monat […] seine bislang längste „Hungertour“ von 21 Tagen erfolgreich beendet hatte und während dieser Zeit von rund 24.000 Menschen bestaunt worden war. Mit ihm wollte sich die ehrgeizige Auguste Schenk nun als erste Frau der Welt messen. Pure weibliche „Emancipations-Gelüste“ konstatierte das „Illustrierte Wiener Extrablatt“, […] Die Frauen würden den Männern nun auch „die brotloseste aller Künste“ streitig machen, hieß es darin ironisch. Jetzt gehe es offenbar darum zu beweisen, dass auch „das schwache Geschlecht einen starken Magen“ habe.