Czernin

Gerald Lehner
Susanne Rolinek
Christian Strasser

Im Schatten von Hitlers Heimat

Reiseführer durch die braune Topografie von Oberösterreich

Das vielfältige und prachtvolle Bundesland war Hitlers Heimat. Der verstoßene Dichter Carl Zuckmayer nannte das Innviertel „Hitlers Bruthecke“ – und rückblickend mutet es unheimlich an, wie eng in Oberösterreich die Schicksale von NS-Verbrechern wie Eichmann und Kaltenbrunner mit jenen der Vertriebenen, der KZ-Häftlinge in Mauthausen und seinen Nebenlagern oder der Widerstandskämpfer verbunden sind.

Hitler hatte große Pläne für seinen „Heimatgau“: Industrialisierung im Dienste der Kriegswirtschaft und auf Kosten Zehntausender KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, ein „judenfreies“ Land für Nazibonzen und Linz als neue Kulturmetropole. In Sichtweite des Konzentrationslagers von Mauthausen rauchten bei Linz die Hochöfen der „Hermann-Göring-Werke“, der späteren VOEST. Auf der anderen Seite leisteten Regimegegner in organisierten Gruppen im Salzkammergut, im Mühlviertel und den Industriestädten Widerstand. Doch die Verdienste der mutigen Männer und Frauen gerieten im Nachkriegsösterreich schnell in Vergessenheit, ebenso wie die NS-Zeit.

 

Leseprobe:

Hitler plante in seiner ehemaligen Heimatstadt ein Kunstmuseum, das bedeutender und größer sein sollte als der Louvre in Paris oder die National Gallery in London. Mittels „Führervorbehalts“ sicherte er sich für den „Sonderauftrag Linz“ das Vorrecht, nach Lust und Laune bei enteigneten privaten und öffentlichen Kunstsammlungen aus ganz Europa jene Gustostückerl auszuwählen, die seinem biederen und konservativen Geschmack entsprachen. Hitlers Prestigeprojekt stand für den größten organisierten Kunstraub Europas.