Czernin

Bernard Wallner

Papier Stein Schere

Leni und Jakob scheitern in jungen Jahren an ihrer Liebe und werden aus ihren Lebensbahnen geschleudert. Dieser Umstand bewirkt eine emotionale Instabilität beider und mündet in eine Flucht, in eine Vertreibung!

Die Hauptfiguren des Buches entwickeln sich zu Heimatlosen. Dort wo sie stranden stoßen sie auf Ignoranz, stellen passive Schattenwesen dar oder sind Fremdkörper, die von außerhalb Vorgänge beobachten. Mit zunehmender Fortdauer des sich Entfernens entwickeln beide eine zunehmende Beziehungslosigkeit sich selbst gegenüber. Der Bogen ihres Lebens und somit der der Geschichte führt sie immer wieder zueinander. Schließlich setzt die Erzählung dort fort, wo sie begonnen hat und findet auch dort ein Ende, in einer Hütte, auf einem Gletscher. Die Essenz des Gesehenen, Geschehenen, Erlebten drückt sich als resultierende Lebensmaxime aus.

 

Leseprobe:

Ein kleines Holzhaus, eine Hütte, in der sie leben, schon lange leben. Mit einem Tisch, vier Stühlen, einem Bretterboden und Fensterluken zum Mobiliar dazu gehörend, als Gesamtheit. Die Vorhänge sind aus grobem Stoff gewoben und tragen ein rot-weiß-rotes Karomuster. Dort oben in zweitausendneunhundertundfünfundneuzig Metern fällt der Blick auf ewiges Weiß. Wenn die Sonne an diesen selten klaren, fast windstillen, klirrenden Tagen hinter dem steinigen Grat verschwindet, spiegelt das geschwungene, reine Gletscherband Millionen, symmetrisch sortierter Tabernakel in der einschwingenden Dämmerung wider. Dann hocken sie beide an einer Öffnung der Hütte und stieren gemeinsam schweigend so lange, bis die zu einem Orange gebrochenen Lichtpartikel in ein dunkles­ Photoshop-Anthrazit verschmieren und schließlich in ein Schwarz münden­.