Czernin

Elisabeth Schrattenholzer

Sorry, Nathan!

Wortblind und sinntaub: Die Beschädigung des Denkens durch die Sprache des Patriarchats

Wollen wir Toleranz? Toleranz heißt Duldung. Soll das alles sein? Nathans „Ringparabel“ kommt ohne Frauen aus. Soll uns diese Art von Menschlichkeit auch heute noch locken? Wenn unsere Sprache nicht sagt, was Sache ist, wie soll unser Denken zu sachgerechten Befunden kommen? Wenn unser Denken nicht zu sachgerechten Befunden kommen kann, wie wollen wir funktionierende Pläne für die Zukunft machen?

Elisabeth Schrattenholzer lädt uns ein, genau hinzusehen und hinzuspüren. Was stimmt da nicht? Was macht die Sprache mit uns? Was bringt sie unausgesprochen mit? Welche Formen helfen zur Klarheit, welche verursachen Denknebel? Wenn uns die Sprache tagtäglich trainiert, nur partiell auf die Wirklichkeit zu schauen, so kann das bei größeren Zusammenhängen ebenfalls passieren. Auch die angeblich so bewundernswerte Toleranz eines Nathan, aus Lessings Theaterstück „Nathan der Weise“, erweist sich bei genauerer Untersuchung als unbrauchbare Zielvorstellung. Das Buch mündet in die Forderung: „Wenigstens im Wort: Anerkennung der Wirklichkeit.“ Welche Worte wählen SIE, damit SIE verantworten können, dass Ihre Worte vielleicht ein Anfang von neuer Wirklichkeit sind?