Czernin

Eric Sanders

Emigration ins Leben

Wien - London und nicht mehr retour. Herausgegeben von Peter Pirker

Eric Sanders Buch ist ein mit Ironie und Humor reich gewürzter, sehr persönlicher Bericht über die Metamorphosen seines Lebens – vom jüdischen Greißlersohn zum Flüchtling, vom Kuhhirten zum „agent“, vom Besatzungssoldaten zum engagierten Lehrer in London – eben über eine geglückte Emigration.

Sommer im Wien von 1937: In Hietzing gewinnt die Hakoah ein Boxturnier, Erich und seine Freunde schlagen antisemitische Radaubrüder in die Flucht. Seine selbst komponierten Schlager sollen im Theater aufgeführt werden. Das Leben beginnt in die richtigen Bahnen zu laufen. Doch dann fährt der Zweifingerbart mit steifem Arm und viel Applaus in Wien ein und der 18-Jährige muss nach England flüchten. Aus Erich Schwarz wird Eric Sanders, aus dem schüchternen Buben „His Majesty’s agent“, der mit Exil-Sozialisten im britischen Geheimdienst „SOE“ versucht, Widerstand in Österreich zu organisieren. Nach 1945 kämpft Eric Sanders als Lehrer für die Gesamtschule, nicht zuletzt weil sie Kindern aus Immigranten- und Arbeiterfamilien eine Chance gibt.

 

Leseprobe:

Mein Zuname ist Sanders, geboren wurde ich aber als Schwarz. Eine Namensänderung ist heutzutage – zumindest in England – nichts Besonderes. Die Umstände, unter denen die meine stattfand, waren vielleicht etwas ungewöhnlich. Ich kam in Wien zur Welt, und in Wien bin ich aufgewachsen, allerdings sehr langsam. Mein Geburtsdatum ist leicht zu merken, und ich habe es auch nie vergessen: 12. 12. 1919. Mein Bruder Alfred kam am 1. Juni 1922 zur Welt und war daher fast drei Jahre jünger als ich. Er war Fredi für mich, ich war Erich für ihn.