Czernin

Gerald Lehner
Susanne Rolinek
Christian Strasser

Im Schatten der Mozartkugel

Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg

In Salzburg ist die Gegenwart – fast unsichtbar und doch immer spürbar – mit Abgründen der nationalsozialistischen Vergangenheit verbunden. Auf engstem Raum sind Hitlers und Himmlers Machtzentren mit den Schicksalen heimischer Widerständler verknüpft – Gegensätze, die dieser neue Reiseführer erstmals begehbar macht.

Im Schatten von Mozartkugeln und prachtvollen Bergen findet man in der Region Salzburg besonders viele „braune Flecken“ der Vergangenheit. Auf dem Obersalzberg befand sich Hitlers globale Machtzentrale. Der Massenmörder Heinrich Himmler lebte in jener Villa, die der Familie Trapp geraubt worden war. Nördlich von Salzburg liegt Hitlers Geburtsstadt Braunau. Im Salzburger „Haus der Natur“ frönten Wissenschaftler dem Rassenwahn und der Tibet- Esoterik. Auf der anderen Seite kämpfte die couragierte Ordensschwester Anna Bertha Königsegg gegen die Euthanasie. Es wundert nicht, dass Salzburg niemanden kalt ließ und lässt.

 

Leseprobe:

Josef Thorak, 1889 in Wien geboren und in Salzburg aufgewachsen, galt neben Arno Breker als Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers. Skrupellos verfolgte er seine NS-Karriere, war mit Albert Speer und Martin Bormann befreundet und arbeitete mit der SS im KZ Dachau zusammen. Salzburg ehrte den Bildhauer Hitlers nach 1945, organisierte 1950 eine Ausstellung, stellte seine monumentalen Skulpturen im Mirabellgarten auf, wo sie heute noch zu „bewundern“ sind, und benannte eine Straße nach ihm.