Czernin

Michael Kienzer

Logik und Eigensinn

Der steirische Künstler Michael Kienzer beschäftigt sich mit Sehgewohnheiten: Er bricht sie, führt sie ad absurdum und nimmt das Publikum dabei auf eine Reise in die scheinbar feststehenden Konstruktionen von Alltagswissen mit. In einer großen Personale im Kunsthaus Graz nimmt er direkt auf den Raum Bezug, setzt sich im Außen- wie im Innenraum mit der skulpturalen Möglichkeit per se auseinander und wirft mit neuen Arbeiten einen präzisen Blick auf das Ungewohnte.

Michael Kienzer markiert seit über 20 Jahren eine signifikante Position in der österreichischen Gegenwartskunst. Er gehört zu jenen Plastikern in Österreich, die mit innovativen Mitteln den traditionellen Begriff von Skulptur in Frage stellen und in einer Form von konkreter Poesie neu sehen lassen. Ausgehend von einer umfassenden Auseinandersetzung mit dem Material und seiner semantischen und gesellschaftlichen Bedeutung hat Kienzer sich sukzessive verschiedene Bildmedien angeeignet. Von der Grafik über die Zeichnung bis zur Skulptur beschäftigt er sich in seiner künstlerischen Arbeit mit den Kategorien Sprache, Raum, Zeit, Fläche, Verdichtung und nicht zuletzt mit den Bedingungen der Partizipation. Seit Jahren arbeitet er mit vorgefundenen Materialien wie Glasplatten, die er schneidet und neu zusammensetzt, mit Pfeilern und Röhrenformen, die er mit Draht umwickelt, oder mit unterschiedlichen Metallrohren, aus denen er – wie beispielsweise im Österreichischen Skulpturenpark – zeichnerisch anmutende Objekte formt. Auch Stoffe und Teppiche, Seile und Filmrollen werden nicht autonom, sondern als Werkstoff für seine Plastiken neu eingesetzt. Speziell bei Projekten im öffentlichen Raum gilt Kienzer als eine Position, die durch konzise Form- und Funktionsanalysen pointierte Antworten auf Fragen des Orts- und Geschichtsbezuges gibt. Mit einem Vorwort von Peter Pakesch (Intendant Joanneum) und Beiträgen von Katrin Bucher Trantow (Kuratorin), Nicola Trezzi (FlashArt US) und Franz Thalmair (Secession)