Czernin

Christian Rapp
Elke Doppler
Sándor Békési

Am Puls der Stadt

2000 Jahre Karlsplatz

Jeder in Wien kennt den Karlsplatz, nirgendwo sonst in der Stadt kreuzen sich so viele Wege. Doch wer weiß, dass hier erst mit der Einwölbung des Wienflusses um 1900 eine naturnahe „Gegend“ zu einem Platz mit urbanem Anspruch wurde?

Dass sich hier Schlüsselszenen der Ersten Türkenbelagerung abspielten? Dass am Areal des heutigen Karlsplatzes Wiens erstes Spital stand? Dass hier einst ein Friedhof war, auf dem Vivaldi beerdigt wurde? Oder dass hier die Römerstraße nach Carnuntum verlief? Am Beispiel des Karlsplatzes werden 2000 Jahre Wiener Stadtgeschichte in historischen Zeitschnitten dargestellt und der Wandel einer zentrumsnahen Naturlandschaft zur Kultur- und Stadtlandschaft erlebbar gemacht. In dieser umfangreichsten Ausstellung, die seit vielen Jahren im Wien Museum am Karlsplatz gezeigt wird, sind bedeutende Kunstwerke ebenso wie stadtgeschichtliche Raritäten zu sehen.

 

Leseprobe:

Die Geschichte des Karlsplatzes ist auch eine Naturgeschichte, die selbst mit dem Einzug der Großstadt nicht zu Ende ist. Wichtige Eigenschaften des ursprünglichen Naturraums sind heute noch zu erkennen, wenngleich nur in Spuren und vielfach überformt. Und bis heute muss jedes größere Bauvorhaben am Platz sich mit den naturräumlichen Voraussetzungen auseinandersetzen, mit unterschiedlichen geologischen Schichten, mit den komplizierten Bodenverhältnissen und mit dem Wienfluss, der nunmehr unter dem Platz durchfließt und der hier zu mäandrieren beginnen würde. Während Geologen, Ingenieure und gelegentlich auch Biologen auf dem Areal analysierten, sammelten und dokumentierten, gingen Künstler vor allem im 18. und 19. Jahrhundert mit dem Thema„Wildnis“ eher spekulativ um und setzen diese als attraktive Kulisse und als malerischen Vordergrund ein, um etwas die Schönheit von Bauten wie der Karlskirche stärker zum Ausdruck bringen zu können