Czernin

Doris Knecht

Darfs sonst noch was sein?

Mehr Geschichten vom Leben unter Kindern

Es nimmt kein Ende: Der vierte Band von Doris Knechts ziemlich anderen Familienkolumnen ist ein Handbuch der unaufhaltsamen Peinlichwerdung. Wie immer am Exempel der Autorin, die von ihrer Umwelt, vor allem ihrer heranwachsenden Brut, chronisch aufs perfideste am Cool- und Lässigsein gehindert wird. Neue Krisen, neue Würdelosigkeiten, neue Demütigungen: neue Gründe für Gegrinse. Es nimmt kein Ende, zum Glück.

„Hauptsache, sie schreibt nicht über mich.“ (Thomas Glavinic)

 

Leseprobe:

Dann gehen wir hinüber zu Künstlers, weil: Ausstellung. Künstlers haben den Hof zusammengeräumt und ihn mit eigenen und fremden Werken vollgehängt. Es handelt sich dabei überwiegend um Bilder, auf denen unglaublich geschweinigelt wird. Die Mimis schauen sich alles mit großem Interesse an und finden, das sehe aber etwas anders aus als in ihrem Wir-machen-ein-Baby-Buch. „Kann man so auch Kinder machen?“ „Ja, schon, wenn man sehr gelenkig ist.“ „Und so?“ „Nein, so eher nicht.“ „Und was machen diese Frau und dieser Wolf da?“ „Sie kuscheln.“ „Und diese Frau und dieses Schwein?“ „Kuscheln auch.“ „Sieht aber aus, als ob das Schwein …“ „Schau mal, da drüben, da ist ein riesiges Hirschgeweih.“ „Wo?“ „Da hinten!“ „Aber das Schwein …?!“ - Später sitzen wir in Künstlers Atelier und trinken Wein. Noch ein paar Leute aus der Stadt sind da, und das ganze Dorf kommt vorbei, die Bauersfrauen, die Hippies mit den Hunden und die gesamte Freiwillige Feuerwehr in Uniform, denn der Herr Künster ist auch Feuerwehr-Vizeobmann. Oder Vizekommandant oder wie das heißt. Die Feuerwehrmänner und ihre Frauen schauen sich alle Bilder an, besonders gern die Fotos, auf denen der Künstler nackt auf allen vieren zu sehen ist, mit prächtigem Gehänge. Man äußert die Ansicht, dass es „unterschiedliche Lebensentwürfe“ gebe: So sehe ich das auch, ja.