Czernin

Christian Klösch

Des Führers heimliche Vasallen

Die Putschisten des Juli 1934 im Kärntner Lavanttal

Der Juliputsch 1934 wurde in der NS-Zeit identitätsstiftender Mythos, in der Zweiten Republik zum Tabu. Im Lavanttal artete er zu einem regelrechten Bürgerkrieg aus. Doch wer waren die »heimlichen Vasallen« des Führers, die hinter dem rasanten Aufstieg der NSDAP in Unterkärnten und dem blutigen Umsturzversuch standen?

Als der nationalsozialistische Putschversuch am Abend des 25. Juli 1934 in Wien bereits gescheitert war, stand der Aufstand in Kärnten noch bevor. Innerhalb weniger Stunden konnten ca. 1.300 Putschisten das gesamte Lavanttal für wenige Tage unter ihre Kontrolle bringen. Nirgendwo in Österreich beherrschten die Nationalsozialisten ein Territorium von vergleichbarer Größe.

Der Historiker Christian Klösch rekonstruiert die Vorgeschichte und schildert die Geschehnisse des Bürgerkriegs. Anhand von Lebensgeschichten der Protagonisten des Putsches stellt er die Folgen für die Bevölkerung, die Karrieren der Putschisten, die persönlichen Netzwerke und die Kontinuität der lokalen Eliten über die verschiedenen politischen Systeme hinweg bis in die jüngste Vergangenheit dar.

 

Leseprobe:

„Dann war die Stadt unser – wir waren die Herren […] Dann kam die erste schlaflose Nacht, dann der herrliche Morgen am Freitag, den ich nie vergessen werde. […] Der Traum der SA war in Erfüllung gegangen! – ich denke an das Gemälde ‚Anbruch des Dritten Reiches‘; man vermeinte, in der aufgehenden Sonne das Hakenkreuz zu sehen – oh es war herrlich!! Und das Schönste war der Gedanke, dass die Opfer nicht umsonst waren. So verging der Tag in Feststimmung, man sah das Aufatmen des Volkes, all die vielen Fahnen und Fähnchen.“ So beschreibt ein Juliputschist die Stimmung in Wolfsberg während der kurzen Zeit, als die Nationalsozialisten am 26./27. Juli 1934 die Macht übernommen hatten.