Czernin

Gabriela Moser
Katharina Schmidt

Die Akte U

Das Protokoll des Untersuchungsausschusses

53 Sitzungstage, 132 Zeugen und 1,6 Millionen Aktenseiten – während der Arbeit des U-Ausschusses im österreichischen Parlament kamen ununterbrochen neue Korruptionsaffären ans Licht der Öffentlichkeit. Untrennbar mit dem Ausschuss verknüpft ist die Arbeit von Gabriela Moser, die ihn neun Monate lang geleitet hat und so das Gesicht der politischen Aufklärung in Österreich geworden ist.

Die Bühne der Innenpolitik wurde bestimmt durch Schlagworte wie Telekom, BUWOG und Inseratenaffäre. Gabriela Mosers jahrelange Aufklärungsarbeit hatte im Jahr 2011 zur Einrichtung des Korruptionsausschusses geführt, dessen Vorsitzende sie bis 2012 war. Sie deckte Korruption bei öffentlichen Vergaben und Privatisierungen auf, machte verdeckte Parteienfinanzierung und Spendenwäsche sichtbar sowie problematische Inserate und Staatsbürgerschaftskauf zum Thema.

„Die Akte U“ gibt neue Einblicke in die Arbeit und den Alltag des Ausschusses, beleuchtet die Vorgänge rund um Gabriela Mosers Rückzug sowie die schlussendliche Absetzung des Ausschusses und zieht eine kritische Bilanz über die größten Korruptionsaffären der letzten Jahre.

 

Leseprobe:

Gemeinsam sind die beiden Aktenmappen beinahe 15 Zentimeter dick. Trotz zahlreicher Umzüge und der Fülle an Ordnern, Mappen und Zettelstößen, die sich über die Jahre der parlamentarischen Arbeit in meinem Büro angesammelt haben, habe ich sie nie entsorgt. Im Herbst 2009 macht sich dies bezahlt. Mit einem Griff ziehe ich sie aus dem Kasten und verfasse auf Basis dieser Akten die erste Sachverhaltsdarstellung meines Lebens. Darin wird die Staatsanwaltschaft Wien ersucht, gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seine Intimfreunde Walter Meischberger und Peter Hochegger zu ermitteln. Der Verdacht: Amtsmissbrauch, Bruch des Amtsgeheimnisses, Untreue und wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Vergabeverfahren. Es geht um den Buwog-Skandal, den Verkauf der Bundeswohnungen an ein Konsortium rund um den Immobilienentwickler Immofinanz im Jahr 2004.