Hubertus Czernin
Die Auslöschung
Der Fall Thorsch
Im Wien der Gegenwart ist der Name Thorsch kaum noch jemand geläufig. In keinem der einschlägigen Lexika gibt es einen Hinweis auf diesen Namen, dessen Träger es in nur wenigen Jahrzehnten innerhalb der österreichischen Finanzwelt zu einer herausragenden Stellung gebracht hatten.
Bei Licht gesehen, ist der Name Thorsch so gut wie ausgelöscht. Aber nicht, weil Alphonse Thorsch letzter männlicher Vertreter dieser Familie war,auch nicht allein deshalb, weil die Nazis ihn und seine Nachkommen vertrieben und seines österreichischen Besitzes beraubt hatten. Die Auslöschung des jüdischen Namens Thorsch ist letztlich den Verantwortlichen der Zweiten Republik zuzuschreiben, die seit 1945 alles daran gesetzt haben, jenes Wiener Bankhaus nicht widererstehen zu lassen, das bis 1938 für Solidität, Gewissen- haftigkeit und wirtschaftlichen Erfolg gestanden war. „Die Auslöschung“ ist die erschreckende Reise in die minutiös recherchierte Vergangenheit, die noch nicht zu Geschichte wurde. Ein Buch wie eine Anklageschrift, eine Dekonstruktion des Mythos vom unschuldigen Nachkriegsösterreich.