Czernin

Michael Scharang
Alfred J. Noll (Hg.)

Die Sehnsucht des Geistes nach dem Tornister

Essays zu Kunst, Literatur und Politik

Was ist Kunst? Die bestmögliche Darstellung der Welt – Literatur als Sprachkunst löst Gattungen auf und übrig bleibt nur eine literarische Form: der Satz. Michael Scharang knüpft mit seinen Essays an Diskussionen von Karl Kraus, Robert Musil, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno an und formuliert eine eindrucksvolle Ästhetik der Literatur.

Scharangs Essays sind politisch, gesellschaftskritisch, literaturtheoretisch und äußerst vielfältig. Die Moderne, so eine der zentralen Thesen, ist dem ästhetischen Fortschritt verpflichtet, die Avantgarde hingegen zeigt eine Neigung zum Faschistoiden. Die einzelnen Essays vertiefen seine Kritik und Theorien zur Emanzipation der Kunst, der proletarisierten Literatur, zur Kunstförderung und dem Kult um das Kapital. Den fundamentalen Abschluss bildet ein Essay über das ersehnte Ende der Kultur mit Thesen über Mythos, Kultur und die Kulturindustrie. »Seit Adorno hat mich kein Text so aufgewühlt wie der Essay von Scharang über Kunst.« (Rudolf Burger)

 

Leseprobe:

»Kunst, sagt Karl Kraus, ist das, was Welt wird, nicht was Welt
ist. Literatur ist angesiedelt in der Gegenwart, findet aber in der
Zukunft statt. [...] Die Zeitgeschichtsschreibung dokumentiert
alles, was ihr unterkommt, ohne Bewusstsein dafür, was sie tut.
Literatur macht das Gegenteil: Basierend auf der Zeitgeschichte
schreibt sie Geschichte. Sie geht vom Bestehenden aus und
erzählt die Geschichte, wie dieses verändert werden kann. Insofern
ist Literatur politisch. Die beiden Momente, das politische
und das sprachkünstlerische, machen Literatur aus.«