Czernin

Rudi Anschober

Grün regiert

Ein politisches Tagebuch über das erste Jahr der ersten Grünen Regierungsbeteiligung

Am 23. Oktober 2003 wurde Rudi Anschober zum Landesrat in Oberösterreich ernannt. Erstmals in Österreich sind die Grünen damit direkt in einer Regierungszusammenarbeit aktiv.

Anschobers sehr persönliches Tagebuch über das erste Jahr der Regierungs- arbeit bietet einen Blick hinter die Kulissen: warum die ungewöhnliche Partnerschaft mit der ÖVP funktioniert, wie die Zusammenarbeit umgesetzt wird, wie sich die Grünen von der Widerstandspartei zur Konzeptpartei und nun zur Gestaltungspartei entwickelt haben und in welchem Stil und mit welchen Inhalten Grün regiert. Das Tagebuch ist kein Enthüllungsbuch – Vertrauliches bleibt vertraulich. Aber es öffnet einen Blick hinter die Kulissen der Politik. Es ist eine spannende Lektüre, die Lust macht aufs Mitbestimmen und politische Aktivität. Und die zeigt, wie viel sich durch Überzeugung und Engagement bewegen lässt.

 

Leseprobe:

Mittwoch, 15. Oktober Um 20 Uhr erreicht mich der Anruf eines spürbar nervösen Landeshaupt- mannes: die ÖVP habe soeben im Landesparteivorstand beschlossen, wegen des Stillstands und unüberbrückbarer Differenzen die Verhandlungen mit der SPÖ abzubrechen und uns Grünen ein Verhandlungsangebot zu übermitteln. SP- Chef Haider sei schon informiert, die Frage lautet, ob ich das Verhandlungs- angebot annehmen würde – es sei ja nicht mehr viel Zeit, denn die Verhandlungen müssen bis zur konstituierenden Sitzung des Landtages am 23. Oktober abgeschlossen sein. Ich nehme das Verhandlungsangebot natürlich an, teile Pühringer aber auch mit, dass wir gleichzeitig und gleichwertig die Verhandlungen mit der SPÖ suchen wollen. Pühringer grummelt wegen Parallelverhandlungen, wir fixieren einen sehr ambitionierten Verhandlungsfahrplan. Jetzt geht’s so richtig los – die nächsten sieben Tage sind für die Zukunft der Grünen und des Landes entscheidend.