Czernin

Till Hilmar

Ort, Subjekt, Verbrechen

Koordinaten historisch-politischer Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus

Seit vielen Jahren ist der Verein GEDENKDIENST im Feld der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus aktiv. Darin zählt eine Auseinandersetzung mit Geschichte, die beim Individuum selbst beginnt. Demokratie ist hier weniger als das Ergebnis der Bildungsarbeit zu denken, sondern in erster Linie als ihre Voraussetzung.

Im 21. Jahrhundert stehen wir damit vor neuen Herausforderungen. Geschichtsbezüge haben sich in der österreichischen Migrationsgesellschaft ausdifferenziert, eine neue Generation von VermittlerInnen entwickelt vielschichtige Ansätze einer geschlechtersensiblen und multiperspektivischen Gedenkstättenarbeit. Ausgehend von Studienfahrten und Bildungsprogrammen des Vereins GEDENKDIENST stellt dieser Band die Möglichkeiten historisch-politischer Bildung an Erinnerungsorten vor. Zahlreiche praktische Fragen für VermittlerInnen werden darin diskutiert: Welches Potential hat die Arbeit an historischen Orten? Wie ist mit dem Spannungsfeld zwischen kritischer Aufarbeitung der Vergangenheit und Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus umzugehen? Welche Arbeitsgrundsätze sind für VermittlerInnen bei diesem Thema zu beachten?

 

Leseprobe:

Insofern bietet historisch-politische Bildung zum Nationalsozialismus und seinen Verbrechen wertvollen Anlass und Anregung, heutige Jugendliche als Akteure aktiver Erinnerung in die Lage zu versetzen, sich in der lebendigen und lebensnahen Beschäftigung mit Geschichte zu üben. Indem sie etwa erfahren, wie unter unterschiedlichsten Bedingungen Gelegenheit TäterInnen macht, wie Einzelne sich einer wahnhaften Realität mit hohem Risiko entgegenstellten, andere wegschauten und wieder andere mithalfen, Wahn Wirklichkeit werden zu lassen, werden sie mit einigem konfrontiert, was ihr Reflexionsvermögen mit Blick auf das Vergangene herausfordert.