Czernin

Sandra Pfeifer

Schattenflamingo

Velouria kennt die Stadt. Manchmal sitzt sie am Fenster und schießt mit ihrer Wasserpistole auf das Empire State Building. Ihre Freunde kommen und gehen. Tetra ist neu. Auch sie fühlt die Kraft dieser Stadt und sucht eine Verbindung zu ihr. Manchmal verschlucken sie die Wellen des Großstadtmeeres. Tetra findet Velouria. Sie will Velouria sein. Velouria will Tetra. Diese hat Angst vor Entscheidungen, weil sie die Gründe noch sucht. Velouria kennt die Gründe doch hat Angst vor dem Suchen. Als beide loslassen fallen sie in die Zeit, die sie schon miteinander verbrachten bevor sie sich trafen. In einer Stadt, die jeden Morgen ihr Gestern vergisst und nicht auf den nächsten Tag wartet. So erleben sich auch die beiden.

 

Leseprobe:

Am Sonntagabend versuchte ich mir einzureden, dass die nächste Woche eine gute werden wird, weil ich am Nachmittag das Meer gesehen habe. Am Montag verlor ich meine Monatskarte für die U-Bahn. Am Dienstag vergaß ich meine Einkaufstüte an der Kasse im Supermarkt. Ich fing an zu glauben, dass das Meer unecht war. Ein Stillleben-Gemälde. Das Rauschen kam von einem Tonband, irgendwo im Gebüsch versteckt. Am Donnerstag machte ich Bekanntschaft mit Velouria.