Czernin

Barbara Macek

sehen & nicht sehen

Mit gelegentlichen Raubzügen und Diebstählen bestreitet der Ich- Erzähler von „SEHEN & NICHT SEHEN“ sein karges Dasein, das asynchron zum Lebensrhythmus seiner Mitmenschen verläuft. Einziger konstanter Ansprechpartner ist ein schattenhafter Tod, der ihm am Frühstückstisch ebenso Gesellschaft leistet wie in der Gefängniszelle. Über die Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit, Vergänglichkeit des Fleisches und über die Konfrontation mit der Welt, wie sie in Form von medialen Splittern, Bildern und Textbruchstücken täglich unsere Sinne füllt, findet die Entwicklung der Ich- Figur statt, ein Bogen wird gespannt, der sich letztlich zum Kreis schließt.

 

Leseprobe:

„was macht es schon aus -“, sagte ich. „ein existieren von moment zu moment, vom sich auflösen zum sich erneut konfigurieren, sich wieder auflösen, rekonfigurieren. teile finden, erfinden, andere teile verlieren. körpermaschine, und das bewusstsein als nebenprodukt, etwas, das nur zufällig anfällt/ eigentlich abfällt. Lichtgeschwindigkeiten und vollkommene erstarrung. die luft ausatmen und ausatmen und versuchsweise ein wenig ansterben zum zeitvertreib. etwas tun, verhalten erzeugen und reproduzieren, opfer an die zeit bringen und sich selbst als lebenden organismus begreifen. abgetrennt vom rest. vereinzelt. qualen leiden. blicke wie botschafter in die welt aussenden und reich bepackt wieder zurückbeordern. heimholen. abfallberge sich ansammeln lassen aus weltresten, lebensresten…“