Czernin

Christian Steinbacher

Wovon denn bitte?

Gedichte und Risse

Christian Steinbacher spricht wie kaum ein anderer Dichter all unsere Sprach-Sinne an. Für seine Arbeit mit Elementen der Metrik ist er ebenso bekannt wie für seinen augenzwinkernden Umgang mit poetischen Traditionen. Auch die Gedichte in »Wovon denn bitte?« führen vor, wie tradierte Formen frische Impulse geben können.

Echter poetischer Geist kann der Situation oder dem jähen Einfall geschuldete Verse entstehen lassen. So wird der Videoclip mit einem bekannten italienischen Musiker in Klopstock-Strophen gepresst und musikalische Phrasen werden in Sprache überführt.

Fremde Sprache wird umgemünzt, indem die ersten Seiten von Prosabüchern zu sapphischen Strophen kontrahiert werden. Das japanische Tanka und Chamissos Südseelieder motivieren ein Spiel mit Vokalen. Und im anagrammatischen Umschichten ganzer Gedichte aus anderer Feder wird mit dem schnellen Pinselstrich der Vorlage ein wahres Mosaik gelegt.

 

Leseprobe:

In der Warteschleife

Pieps, pieps. Alles zählt.
Alles schillert, alles schellt.
Nichts, das schält seinen Kern
vor der Zeit, schon verfällt
hin zum Trimm-dich dieses Schlummern
eines Knopflochs, das das Bimmeln
abdrängt, raus
in ein Zeitloch für den Hund, der da bellt,
dass das quillt nicht nach vor,
Schleiß und Schimmer, Geld und Glimmer,
nur noch schlimmer.
Pieps, pieps. Nichts, das zählt.